Claude Monet
Signierter Brief betreffend die Kathedrale von Rouen, 20. Februar 1893, Rouen
Der handgeschriebene Brief ist an seine Frau Alice Monet (Hoschedé) adressiert und datiert auf den 20. Februar 1893, Montagabend 9 Uhr; bestehend aus 4 Seiten.
Als Monet nach Rouen zurückkehrt, um seine im Vorjahr begonnenen Gemälde der Kathedrale fertigzustellen, macht er sich Sorgen um die Ruhe, die für seine Arbeit notwendig ist: "Mein Liebling, ich
komme nach Hause um zu schlafen und finde deinen Brief. Sicherlich würde ich mich freuen dich zu sehen und meinem Bruder (Léon Monet) würde es auch gefallen, aber offen gesagt fange ich erst an mich
zu organisieren und gut zu arbeiten und ich finde, dass die Arbeit das Erste ist, worüber man nachdenken sollte. Ich hatte letztes Jahr zu viele Enttäuschungen. Wie ich schon sagte, rechne ich fest
damit, dass du einmal nach Rouen mit der Kleinen und mit Blanche (Alices Tochter) kommst. Bis dahin bin ich wenigstens schon voran gekommen mit meiner Arbeit und die Vegetation blüht sodass wir den
Jardin des Plantes besuchen können. Ich schreibe anschließend an meinen Bruder. Er ist sehr nett, er sollte aber verstehen, dass ich Ruhe brauche. Ich küsse dich, während ich dich liebe, Claude
Monet.
Dein Kommen würde mich in diesem Moment immer noch ablenken, denn ich brauche unbedingt all meinen Willen und all meine Kraft, um mich dieser Herausforderung zu stellen; oder ich müsste einen
Spaziergang machen und erst in 8 Tagen zurückkehren. Diese Spannungen frustrieren mich bereits.
P.s. Ich verstehe das Schweigen von Jean (Sohn von Claude Monet) nicht, außer, dass er vielleicht denkt er würde mich stören, was ihn entschuldigen würde. Falls es wirklich der Fall ist und es wieder
passiert, werde ich die Arbeit hier aufgeben müssen. Ich bin sicher, dass ich nicht einschlafen werde (…)".
Seit Mitte Februar 1893 wohnte Monet im Hotel d'Angleterre, um seine im vorigen Jahr begonnene Gemäldeserie der Kathedrale von Rouen zu vervollständigen und an neuen zu arbeiten. Während seines
zweimonatigen Aufenthalts vom 16. Februar bis 11. April teilt sich der Perfektionist, der von ewiger Unzufriedenheit geplagt ist, oft einen Tisch mit seinem Bruder Léon, der ein kleines
Chemieunternehmen leitet, in dem Jean, der Sohn von Claude Monet, eingestellt wurde.